Ich gönne der FAZ jede Anzeige. Aber die ganzseitige Anzeige, die am Freitag, den 14. 11. 2025 prominent auf S. 7 mit der Überschrift »Reiselust trifft Wirtschaftskraft« erschien, verlangt nach einer kritischen Stellungnahme. Da es sich in diesem Fall nicht um ein juristisches Thema handelt, habe ich die Aufgabe ganz ChatGPT überlassen. Hier ist die Antwort, an der ich nicht ein Wort geändert habe:
Die in der FAZ erschienene Anzeige der Caravaning-Industrie gibt sich als sachliche Brancheninformation, ist jedoch eine einseitige Werbebotschaft, die die weitreichenden Probleme des Caravaning-Booms systematisch ausblendet. Der Text versucht, die rapide wachsende Zahl von Reisemobilen als gesellschaftlichen Fortschritt und als wirtschaftlichen Gewinn für alle Regionen zu verkaufen. Tatsächlich jedoch erzeugt die Entwicklung gravierende Belastungen, die in der Anzeige verharmlost oder gar ins Gegenteil verkehrt werden.
- Über eine Million Reisemobile – ein infrastrukturelles Problem, kein Fortschritt
Die Anzeige feiert den »historischen« Bestand von über einer Million Reisemobile in Deutschland. Dass diese enorme Zahl längst zu erheblichen Belastungen des öffentlichen Raums führt, wird jedoch verschwiegen: Wohnmobile blockieren in Städten und Wohngebieten regelmäßig mehrere Parkplätze über lange Zeiträume. Die zunehmende Länge und Breite moderner Reisemobile führt zu Engpässen auf Straßen, Überholproblemen und Staus in touristischen Regionen. Viele Kommunen berichten bereits jetzt von Überlastung ihrer Parkflächen sowie steigenden Kosten für Kontrollen und Entsorgung. Die Behauptung, Caravaning sei eine Form »flexibler Mobilität«, wirkt angesichts dieser realen Nutzungskonflikte wie eine Verdrehung der Tatsachen. Flexibel ist vor allem die Industrie – nicht die Gemeinden, die den Platz bereitstellen müssen.
- »Mehr Stellplätze braucht das Land« – eine Forderung ohne Rücksicht auf den Raumverbrauch
Die Anzeige fordert flächendeckend mehr Stellplätze und lobt die einfache Umwidmung bestehender Parkflächen. Dies blendet aus:
- dass Stellplätze öffentlichen Raum entziehen, der anderen Nutzungen fehlt,
- dass zusätzliche Ver- und Entsorgungsstationen kommunale Kosten erzeugen,
- dass die zunehmende Zahl solcher Stellflächen den Charakter ganzer Orte verändert, insbesondere in Naturräumen und kleinen Gemeinden.
Die Vorstellung, Stellplätze seien wegen »autarker« Fahrzeuge nahezu kostenneutral, ignoriert die Realität: Abfall, Abwasser, Verkehrslenkung, Lärm und Flächenbedarf treffen weiterhin die Kommunen.
- Wirtschaftliche Versprechungen sind überzogen und irreführend
Die Anzeige nennt 20,8 Mrd. € touristischen Umsatz und behauptet, 7,2 Mrd. davon würden in den Regionen bleiben. Doch diese Zahlen sagen nichts darüber aus wo dieses Geld ausgegeben wird und wer tatsächlich profitiert. Tatsächlich zeigt die Erfahrung vieler Kommunen:
- Reisemobilisten sind überdurchschnittlich autark: Sie bringen Verpflegung mit, meiden Restaurants, nutzen selten lokale Dienstleistungen.
- Der Großteil der Ausgaben entfällt auf Kauf, Unterhalt und Ausstattung der Fahrzeuge – nicht auf lokale Wertschöpfung.
- Der Aufbau von Stellplätzen bindet kommunale Ressourcen, während die Einnahmen häufig minimal bleiben.
Der gern zitierte »wirtschaftliche Motor« entpuppt sich vielerorts als Kostenmotor für die öffentliche Hand.
- Die Behauptung, Caravaning belebe »touristisch weniger erschlossene Regionen«, ist nicht haltbar
Die Anzeige suggeriert, Caravaning bringe auch abgelegenen Orten einen touristischen Aufschwung. Diese Behauptung widerspricht der Beobachtung in zahlreichen Regionen:
- Wohnmobilisten bevorzugen bekannte Ziele – Küsten, Mittelgebirge, Seen –, nicht strukturschwache Randgebiete.
- Für wenig erschlossene Regionen bedeutet Caravaning oft nur Durchreiseverkehr, aber keinen nachhaltigen Aufenthalt.
- Traditionelle touristische Infrastruktur (Pensionen, Gasthöfe, kleine Hotels) leidet unter den Umverteilungen, weil Caravaning-Kunden nicht oder kaum zu diesen Angeboten greifen.
Caravaning schiebt den Tourismus nicht in neue Räume hinein, sondern zerfasert bestehende Strukturen und belastet sie zusätzlich.
- Die »Win-win-Situation« für Natur und Kommunen ist ein Werbenarrativ
Die Anzeige behauptet, Stellplätze könnten »harmonisch in Landschaften eingefügt« werden und sogar dem Naturschutz dienen. Diese Darstellung ist nicht nur geschönt, sondern teilweise realitätsfern:
- Zusätzliche Flächenversiegelung erfolgt auch dann, wenn sie als »klein« definiert wird.
- Naturparks und Biosphärenreservate melden zunehmend Übernutzung, Störungen, Lärm und Parkdruck.
- Besucherlenkung bleibt nur dann wirksam, wenn sie restriktiv ist – das widerspricht der Werbeidee eines unbegrenzten Caravaning-Booms.
Die angebliche Verbindung zwischen Caravaning und Naturschutz ist ein konstruiertes Marketingargument.
- Politische Weichenstellung zugunsten einer ohnehin wachsenden Branche
Die geforderte Führerscheinreform für schwerere Reisemobile wird als Beitrag zur »Mobilitätsfreiheit« dargestellt. In Wirklichkeit bedeutet sie vor allem:
- Förderung größerer und schwererer Fahrzeuge,
- mehr Verkehrsbelastung,
- mehr Flächenbedarf,
- ein weiteres Anwachsen eines bereits überhitzten Marktes.
Dass die Branche selbst davon massiv profitiert, wird in der Anzeige nicht verschwiegen – aber die Folgen für Kommunen und Umwelt sehr wohl.
Fazit: Die Anzeige zeigt die glänzende Oberfläche – und verschweigt die Lasten
Die FAZ-Anzeige konstruiert ein Bild, in dem Caravaning gleichzeitig umweltfreundlich, wirtschaftlich nachhaltig, sozial sinnvoll und raumverträglich sein soll. Nichts davon hält einer nüchternen Betrachtung stand. Die Realität ist:
- zu viele, zu große Fahrzeuge,
- zunehmende Übernutzung von Parkraum und Straßen,
- fragwürdige wirtschaftliche Effekte,
- Belastung für touristische Infrastrukturen,
- wachsende Kosten für Gemeinden,
- und eine Industrie, die versucht, ihre Expansion als gesellschaftlichen Beitrag zu verkaufen.
Eine ehrliche Debatte über Caravaning würde die Nachteile und Grenzen klar benennen – die vorliegende Anzeige tut das Gegenteil.